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Heft Nr. 5 (Jg. II, H.3/2007)   (ISSN 1862-9695;  ISBN 978-3-8322-6762-9)

Stefan Luft:

Staat und Migration. Anmerkungen zur Steuerungskrise
(S. 9-24)

Die Steuerungsmöglichkeiten westlicher Staaten sind hinsichtlich Migration und deren Konsequenzen massiv erodiert. Neben der nationalen und internationalen Verrechtlichung spielen auch widersprüchliche Interessen innerstaatlicher Akteure eine wichtige Rolle. Obwohl Bevölkerungsmehrheiten Zuwanderung ablehnend gegenüber stehen, hat sich Zuwanderung als dynamischer Prozess zunehmend von den ursprünglichen Intentionen (wie Arbeitskräftebedarf) gelöst. Auch hinsichtlich der Integration bestehen unterschiedliche Konzepte. Nachdem zunächst die Bewahrung von Herkunftsidentitäten im Zentrum stand, werden nicht nur in Deutschland zunehmend Erwartungen an Integrations- und Anpassungsleistungen von Zuwanderern formuliert. Dabei erweist sich die Akzeptanz des Rechtsstaates und seines Gewaltmonopols als zentraler Aspekt.

Birte Nienaber:

Irland und Litauen – „Armenhäuser“ Europas auf dem Weg nach oben  (S.25-42)

Der so genannte „keltische Tiger“ Irland wird in jüngster Zeit häufig als Vorbild für die neuen postkommunistischen EU-Mitgliedsstaaten gesehen. Welche Entwicklungen hat Irland genommen, und wie können die postkommunistischen Staaten, insbesondere Litauen, welches diverse Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zu Irland aufweist, vom „keltischen Tiger“ lernen? Irland hat seit Mitte der 1990er Jahren eine in Europa einmalige wirtschaftliche Entwicklung vollzogen, die jedoch die Disparitäten des Landes verstärkte. Litauen zeigt seit Beginn des 21. Jahrhunderts durch mannigfaltige Reformen ebenfalls gesamtgesellschaftliche Entwicklungstendenzen, die dem Land den Beinamen „baltischer Tiger“ gegeben haben. Dieser Beitrag zeigt Potenziale und Risiken der wirtschaftlichen, politischen sowie sozialen Entwicklung der Übertragbarkeit des irischen Modells auf. 

Agnes Borsig:

Sozialkapital und freiwilliges Engagement in polnischen Kleinstädten  (S.43-62)

Obwohl sie das dominierende Element des polnischen Städtesystems sind, stellen die Kleinstädte einen weitestgehend verkannten Lebensraum dar. Ihre Entwicklung wird in der Regel als ein vorwiegend extern determinierter Prozess interpretiert. Ihre Leistungsfähigkeit wird abhängig gemacht von externen Entscheidungsprozessen, überregionalen Einbettungen und ökonomischen Ausstattungsmerkmalen. Zunehmend herrscht jedoch Einigkeit darüber, dass Ansätze, die den wirtschaftlichen Erfolg einzelner Orte oder ganzer Regionen ausschließlich über ‚harte’ Standortfaktoren zu erklären versuchen, nicht ausreichen, um lokal-/regionalspezifische, soziokulturelle Qualitäten und Potenziale und deren Wirkung auf die lokale/regionale Entwicklung hinreichend zu erfassen. Die Untersuchung sozialer Netzwerke und sozialen Kapitals bietet eine Möglichkeit, diese verkürzte Sichtweise auf lokale/kleinstädtische Entwicklungen durch eine Binnenperspektive zu ergänzen.

Reinhard Meiners: Lebenspraktisches Philosophieren mit jungen Strafgefangenen –
Ein Bericht vom Rande der Gesellschaft
  (S.63-75)       

Der Strafvollzug in Deutschland gehört zu den in sich relativ geschlossenen Institutionen. Sicherheitsdenken, Kontrolle, Reglementierung und Disziplin sind die grundlegenden Merkmale der Organisationsstruktur. Der Anspruch der Philosophie, selbstbewusstes und kritisches Denken und Handeln zu fördern, scheint zunächst im Widerspruch zu den organisatorischen Maximen des Strafvollzugs zu stehen. Der vorliegende Bericht versucht, einen Einblick in das seit Anfang der 90er Jahre in der Justizvollzugsanstalt Vechta laufende Projekt „Lebenspraktisches Philosophieren mit jungen Strafgefangenen“ und in die dabei gemachten Erfahrungen zu vermitteln. Durchführung, Ziele, Grenzen und die Rahmenbedingungen dieser besonderen Form der Betreuung von jungen Gefangenen bilden den Schwerpunkt. Einige Reflexionen am Ende des Berichtes über die zurzeit anstehende Neufassung des Jugendstrafvollzugsgesetzes als Ausdruck der sich verändernden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse weisen auf mögliche Änderungen in der Praxis des Strafvollzuges hin.

Vorstellung bemerkenswerter Bücher      (S.76-89)

Joachim Grube: Lebensraum Dorf. Methoden, Inhalte und Ergebnisse der Dorferneuerung. Berlin 2006
(Gerd Vonderach)

Luise Grundmann (Hg.): Das Müritzgebiet. Werte der deutschen Heimat, Bd. 60. Weimar 1999
(Gerhard Kirfel)

Bundesanstalt für Bergbauernfragen (Hg.): Zeitreisen(de) im ländlichen Raum. Wien 2007
(Gerd Vonderach)