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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. H. 1-2014

Zusammenfassungen

Annett Steinführer : Anpassung an den demographischen Wandel – was heißt das eigentlich?  (S. 9 - 25)

Dass sich Menschen oder ganze Regionen an den demographischen Wandel anpassen sollen, ist heute nahezu unumstritten. Das Konzept der „Anpassung“ bleibt dabei meist ungeklärt. Der Beitrag greift deshalb auf einen anderen Anpassungsdiskurs – jenen um den Klimawandel – zurück, um den Schlüsselbegriff beider Debatten handlungstheoretisch besser zu fundieren. Vier Leitfragen werden formuliert. Auf Grundlage einer Fallstudie im Harz, einer der ältesten Regionen Deutschlands, wird in der Analyse deutlich, dass zwischen Anpassungsstrategien und –maßnahmen unterschiedlicher Akteure auf verschiedenen Handlungsebenen unterschieden werden muss. Zugleich beziehen sich die Handlungsänderungen auf wahrgenommene negative Folgen unterschiedlicher Prozesse, also nicht nur des demographischen Wandels.

Peter Bischoff und Dieter Rink : Ländliche Schrumpfung in Ostdeutschland: Konsequenzen und Handlungsansätze für die Daseinsvorsorge   (S.26 - 39)

Die nahezu flächendeckende Schrumpfung im ländlichen Raum in Ostdeutschland ist kein Übergangsphänomen, sondern langfristiger Natur und stellt insofern eine dauerhafte Herausforderung und Aufgabe dar. Die öffentlichen und politischen Reaktionen darauf reichen bislang von Tabuisierung über Skandalisierung bis hin zum Festhalten an tradierten Wachstumsmustern. Insbesondere mit Blick auf die Sicherung zentraler Bereiche der Daseinsvorsorge bedarf es aber neuer Konzepte und Lösungsansätze sowie mutiger Korrekturen der bislang verfolgten kommunalen Entwicklungsleitbilder. Für die politische Steuerung und nachhaltige Planung der ländlichen Schrumpfung werden dauerhaft geeignete Strukturen und Formen der Beteiligung gebraucht. Analog zum Stadtumbau sollte von Seiten der Landes- und Bundespolitik deshalb ein Politikfeld „Dorfumbau“ etabliert werden.

Joachim Grube : Die Zukunft der Dorfkirchen (S. 40 - 62)

Dorfkirchen gehören zum untrennbaren baulichen Bestandteil der meisten Dörfer und prägen über Jahrhunderte in der Verbindung mit Friedhof, Friedhofskapelle, Gemeindehaus und seit der Reformation auch dem Pfarrhaus das Gemeinwesen und das Landschaftsbild unserer ländlichen Regionen. Dabei stand die bauliche Entwicklung der Gemeindezentren immer in einer abhängigen, wechselseitigen Beziehung zu den jeweiligen Herrschaftsstrukturen und Produktionsbedingungen der bäuerlichen Urproduzenten. Die Zukunft der Dorfkirchen ist dank der demographischen Entwicklung, des agrarischen Strukturwandels und der stetigen Kirchenaustritte jedoch keineswegs in allen Regionen Deutschlands gesichert. Besonders bedrohlich erscheint die Situation in den neuen Bundesländern mit lediglich 20 Prozent Kirchenmitgliedern in der Bevölkerung.

Gerd Vonderach : Parktiere – Partnertiere – Heimexoten. Notizen zu neueren Varianten der Mensch-Tier-Beziehungen (S. 63 - 80)

Die menschliche Praxis gestaltete und gestaltet unterschiedliche Formen der Beziehungen zwischen Menschen und Tieren in den verschiedenen historischen und kulturspezifischen Gesellschaftsformationen. In den Ländern unseres Kulturkreises treten dabei gegenwärtig einige neuere Beziehungsvarianten  auffällig in Erscheinung. Angesprochen werden in diesem Beitrag „Parktiere“ als bevorzugt wahrgenommene, kontrollierte und geschützte freilebende Wildtiere, einige zunehmend als „Partnertiere“ von ihren Haltern wahrgenommene Haustierarten und schließlich die mitunter kurios anmutende häusliche Haltung von „Heimexoten“, nämlich exotischer Wildtiere. Zu diesen Phänomenen werden einige Anmerkungen und weiterführende Fragen formuliert.