Zusammenfassungen „Zeitbruch“. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen für die Banater Schwaben In dem Beitrag wird der von vielfältigen Diskriminierungen und Repressionen begleitete „Zeitbruch“ 1944/45 in der kollektiven Daseinslage der Banater Schwaben behandelt. Dabei soll gezeigt werden, welche Bedeutung der „Kollektivschuldvorwurf“ in diesem Zusammenhang hatte und welche weitreichenden Weichenstellungen für die späteren Entwicklungen und für die Ausformung ihrer kollektiven Identität damit verbunden erscheinen. Es handelt sich vordergründig zwar keineswegs um einen gradlinigen Entwicklungsverlauf, in seiner sozialstrukturellen und kulturellen Entfaltungsdynamik aber doch um einen Gesamtvorgang, der bereits weitgehend durch die Geschehnisse 1944/45 vorbestimmt wurde. Josef Wolf: Kollektivschuld, Ethnizität und Repression im Banat 1944-1948 (Teil I) Kollektivschuld und Ethnizität einerseits, und politische Repression andererseits zählen zu den zentralen Begriffen der zeitgeschichtlichen Forschung in Bezug auf die Lage der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa in der Endphase des Zweiten Weltkriegs und in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Ethnizität wird als eine wichtige Kategorie in der Gruppenbildung der deutschen Minderheit im Banat betrachtet, die nach 1918/20 einen nachholenden und beschleunigten Prozess der politischen Ethnisierung durchlief. Bei der Zuweisung von Kollektivschuld kam staatlichen Ordnungskategorien eine herausragende Bedeutung zu. Die Zuschreibung von ethnischer Zugehörigkeit war untrennbar mit den politischen Repressionen verbunden, denen die deutsche Minderheit ausgesetzt war. Verwaltungshandlungen geben Aufschluss über die sich verändernden Inhalte des staatlichen Verständnisses von Ethnizität. Der Aufsatz wird in zwei Teilen veröffentlicht. Der erste Teil geht auf die Flucht und politische Entrechtung, der zweite Teil auf die Deportation und die Enteignung der Banater Deutschen 1944/45 ein. Eine Folge der Landenteignung war die Innenkolonisation, die einen radikalen ethnostrukturellen Wandel mit Langzeitfolgen in den von Deutschen bewohnten Gebieten herbeigeführt hat. Karl Friedrich Bohler: Maria Bidlingmaiers Studie über die Lebensweise von Bäuerinnen im Anerben- und Realteilungsgebiet Württembergs um 1900 Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts kam in der frühen Agrar- und Landsoziologie die Situation der Bäuerin mehr und mehr in den Blick ihrer empirischen Forschung. Maria Bidlingmaier legte eine der fundiertesten Arbeiten aus diesem Themenbereich in dieser Zeit vor. Sie orientierte sich bei ihrem methodischen Vorgehen an den Konzepten der Historischen Schule der deutschen Nationalökonomie; führte auf dieser Grundlage eine vergleichende Fallstudie der lebensweltlichen Feldforschung zur sozialen Lage der Bäuerin um 1900 durch. Vor dem Hintergrund naturräumlicher Differenzen kann sie insbesondere die sozialräumlich herrschende Erbform (Anerbensitte oder Realerbteilung) sowie das Maß der Integration in den industriegesellschaftlichen Rationalisierungsprozess als Hauptfaktoren identifizieren, welche die unterschiedliche Lebensweise der Bäuerin in zwei südwestdeutschen Gemeinden verursachten. Andrzej Kaleta : Die große Studie von Thomas und Znaniecki über die nach Amerika auswandernden polnischen Bauern Die Studie „The Polish Peasant in Europe and America“ (1918-1920) ist als Resultat der wissenschaftlichen Zusammenarbeit des Amerikaners William Isaac Thomas und des Polen Florian Znaniecki ein bahnbrechendes Werk für die Soziologie. Thomas und Znaniecki waren die ersten Forscher, die etwas miteinander verknüpft haben, was die zeitgenössische Soziologie in der Regel getrennt zu betrachten pflegte, nämlich den Theorieaufbau und die empirische Forschung. Dabei wurden einige wichtige methodologische Postulate aufgestellt: Die Soziologie soll eine wissenschaftliche Gesellschaftskunde sein; ihre Grundlage bildet die methodisch geführte Forschung, die auf konzipierten sozialen Prozessen basiert; das Hauptziel der Soziologie sind ursächliche Erklärungen zur Ermöglichung einer sozialen Politik. Die Studie hat eine grundlegende Bedeutung sowohl für die Entwicklung der soziologischen Theorie (Beziehungen zwischen Individuen, Gesellschaft und Kultur) als auch der empirischen Forschung (Nutzung einer neuen Art von empirischen Materialien wie Autobiographien). Gerd Vonderach : Die immer noch bekannte Marienthal -Arbeitslosenstudie Die Marienthal-Studie ist eine Klassikerin der empirischen Sozialforschung. Eine Gruppe junger Wiener Wissenschaftler(innen), darunter insbesondere Sozialpsychologen, untersuchte zu Beginn der Weltwirtschaftskrise in einem Arbeiterdorf die Auswirkung der Fabrikstillegung auf die überwiegend arbeitslos gewordene Bevölkerung. Mit vielfältigen Studien und Begegnungen vor Ort ermittelten die Forscher den dadurch eingetretenen Wandel im Dorfleben, die materiellen Verhältnisse und die Betroffenheits- und Reaktionsweisen der Familien, das veränderte Zeitverhalten und die unterschiedliche Widerstandskraft. Von nachhaltigem Eindruck in der Arbeitslosenforschung blieb die Konstruktion unterschiedlicher „Haltungstypen“ in den arbeitslosen Familien. |