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Land-Berichte. Beiträge zu ländlichen und regionalen Lebenswelten. Heft 1-2022  (April 2023)

Zusammenfassungen

Wolfgang Riedel: Angeln – Landschaft von besonderer Eigenart

Die Landschaft Angeln hat eine reiche Vor- und Frühgeschichte.  Bereits Claudius Tacitus erwähnt in seiner „Germania“ das Volk der „Anglii“ – das dann in seiner Mehrheit um ca. 450 n.Chr. nach Britannien aufbrach, sesshaft wurde und den Namen England begründete. Lange war Angeln im Herzog­tum Schleswig Teil des dänischen Gesamtstaates, heute ist es eine der nörd­lichsten deutschen Landschaften mit vielen dänischen Prägungen, was ja auch das Wirken der dänischen Minderheit zeigt. Die Landschaft besitzt viele Al­leinstellungsmerkmale, ist freies Bauernland, aber in Teilen auch von Gütern geprägt. Es hat einen einmaligen Bestand an ca. 30 romanischen Dorfkirchen, eine entwickelte Landwirtschaft, eine reizvolle Kulturlandschaft, vielfach noch geprägt von den typischen Wallhecken („Knicks“). Wertvoll ist die ländliche Bausubstanz. Die Angelner gelten als intelligent, innovativ, selbstbewusst und grenzten sich  früher gern ab. Die neue Zeit überprägt auch hier die alten Dör­fer mit Neubaugebieten, die Landschaft weist neues „Mobiliar“ auf durch Windkraftanlagen und Biogasanlagen der immer größeren Höfe (bei immer weniger Betrieben). Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle, verzich­tet aber auf Massenbetrieb und Bettenburgen. Die jungeiszeitlich geformte Küstenlandschaft mit ihren Förden und der Ostsee ist von eindrucksvoller Schönheit.

Gerd Vonderach:  Kreative Menschen im Nordwestraum. Wahrneh­mungen aus persönlicher Sicht

In diesem Aufsatz möchte der Autor vier kreative Persönlichkeiten aus dem Nordwestraum, die für ihn bedeutsam wurden, in der Zeitfolge der Begegnung mit ihnen vorstellen. Es sind dies der Oldenburger Soziologe, Bildungsforscher und Hochschulpolitiker Wolfgang Schulenberg, der Architekt und Denkmal­pfleger Jochen Bunse in dem benachbarten Ort Rastede, der ostfriesische Jurist Wilhelm Schapp als Gründer der Geschichtenphilosophie und der Nienburger Architekt, Dorfbewahrer und Maler Joachim Grube. Dieser Beitrag ist sehr subjektiv gestaltet. Das gilt bereits für die Auswahl der Vorgestellten, in drei Fällen aus dem Umfeld des Autors. Die Vorgestellten sind recht unterschied­lich, in ihrem Wirkungskreis und ihrer Wirkungsweise, gemeinsam sind ihnen ihre deutliche Individualität und die Ausrichtung auf das ihnen wichtig Er­scheinende. Sie sind es wert, als bemerkenswerte Vertreter des Nordwestraums in Erinnerung zu bleiben.

Peter Bussler: Von den frühen Wehrformationen bis zum Bürger­militär am Beispiel des  früheren Amtes Ritzebüttel

Nach dem Ende der Freiheitskriege trat 1815 im hamburgischen Staat an die Stelle der bisherigen Bürgerbewaffnung das sogenannte Bürgermilitär. Jeder waffenfähige Einwohner vom 20. bis zum vollendeten 45. Lebensjahr wurde verpflichtet, sich dem Bürgermilitär zur Verfügung zu stellen. In dem ländlich geprägten Ritzebüttel wurde das 10. Bataillon Infanterie zunächst mit vier Kompanien in Stärke von insgesamt 557 Mann und einer Abteilung Artillerie aufgestellt. Die hiesigen Bürgersoldaten waren zu keiner Zeit an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt, sondern erfüllten im Wesentlichen polizeiliche Aufgaben. Als am 1. Juli 1868 die allgemeine Wehrpflicht mit aktiver Zeit im Bundesheer des Norddeutschen Bundes auch für Hamburg in Kraft trat, löste der Hamburger Senat das Bürgermilitär auf.

Walter Kreul: Egerer Reliefintarsien – barocke Kunstwerke aus einer ehemals deutschen Stadt

Walter Kreul nimmt eine Ausstellung von Egerer Reliefintarsien im Sudeten­deutschen Haus in München zum Anlass, auf deren Bedeutung und weltweite Verbreitung einzugehen. Verbunden sind seine Betrachtungen über die von Egerer Tischlern im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert geschaffenen Werke barocker Kunst mit der Geschichte der einst freien deutschen Reichsstadt Eger, aus der nach der Vertreibung der Sudetendeutschen 1945/46 das tschechische Cheb wurde. Zahlreiche Egerer Reliefintarsien befinden sich in bedeutsamen Museen in Berlin, Dresden, Nürnberg, München, Wien, London, Oslo, New York und in Privatsammlungen, insbesondere in einer Sammlung, die ein sudetendeutsch-britischer Fabrikant angelegt hat.

Achim Hahn: Betroffenheit und Bedeutsamkeit. Zur Allianz von Natur und Lebenswelt

Auf Dilthey geht die These zurück, die Natur könne man nur erklären, nicht aber verstehen. Der Text geht zunächst den verschiedenen philosophischen Zugängen zum Phänomen „Bedeutsamkeit“ nach, um anschließend das Poten­tial unimittelbarer Natur- und Dingwahrnehmung anzudeuten und dann aber das Problem zu vergegenwärtigen, wie nicht-instrumentelle Erfahrungen mit Natur zur Sprache kommen können. Literarische Beispiele weisen darauf hin, dass es einen außerwissenschaftlichen Bund zwischen Natur und Lebenswelt gibt.

Anton Sterbling: Rumäniendeutsche Schriftsteller und Geistes­wissenschaftler im Blickfeld der Securitate

Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die Auseinandersetzung mit einem kürz­lich erschienenen grundlegenden Werk zur Problematik der rumäniendeut­schen Literatur und den Machenschaften des rumänischen Geheimdienstes, der Securitate. Dabei geht es vor allem um Opfer und Täter unter bekannten sie­benbürgisch-sächsischen Schriftstellern und Geisteswissenschaftler. Ergänzt wird dies durch die Einbeziehung anderer einschlägiger Veröffentlichungen zu der Problematik der kommunistischen Geheimdienste wie auch durch die Ver­tiefung mehrerer sich daran anschließender Einzelprobleme. Etwa warum die Securitateakten für die Opfer immer noch nicht vollständig freigegeben worden sind, warum nur ein Teil der Klarnamen von Securitatespitzeln öffentlich bekannt wurden oder bekannt gegeben werden können und wie es um die wei­teren Forschungen über den gesamten Problemkomplex der Verfolgungen rumäniendeutscher Schriftsteller und Intellektueller durch die Securitate steht.