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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal
Heft 2 / 2009

Zusammenfassungen 

Ekkehard Seeber : Die Bauerschaft als Träger und Gestalter kommunaler Selbstverwaltung. Verfassungen oldenburgischer Bauerschaften
von 1580 bis 1814

Im Jahr 2008 erschien eine Quellensammlung mit 92 Verfassungs-Urkunden, die in unterschiedlicher Intensität die Selbstverwaltungsrechte und Organisation der Bauerschaften in Oldenburg beinhalten. Die älteste Urkunde stammt von 1580. Der Entstehungsprozess einzelner Bauerschafts-Verfassungen lässt sich genau nachvollziehen. Die Bauerschaft selbst war als handlungs- und rechtsfähige Korporation allerdings schon viel älter. Die Entwicklung und Entstehung der Landgemeinde in Norddeutschland war spätestens im 13. Jahrhundert fassbar, wenn sie nicht schon abgeschlossen war. Darauf deuten die Aussagen des Sachsenspiegels und der Urkunden über die Kolonisation an der Niederweser. Die Rechte und Organe der Bauerschaft waren autonom und nicht abhängig von der Obrigkeit, wie es in anderen Regionen Deutschlands oft der Fall war. Erst 1814 wurde dieses autonome Selbstverwaltungsrecht der Bauerschaften in Oldenburg beseitigt und durch eine einheitliche, landesweite Instruktion des Landesherren liquidiert.

Anton Sterbling : Lebensqualität und Sicherheit in Hoyerswerda und Görlitz. Bevölkerungsbefragungen 1998 bis 2008

Der Beitrag, der sich auf fünf, zwischen 1998 und 2008 in Hoyerswerda und Görlitz durchgeführte Bevölkerungsbefragungen stützt, geht auf ausgewählte Aspekte der subjektiven Zufriedenheiten mit verschiede­nen Bereichen der Lebensqualität und der Sicherheit ein. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei altersspezifischen Einflüssen auf die Wahrnehmung der Lebensqualität und subjektiven Sicherheit. Dies zumal in Hoyerswerda, dem Ort der letzten, im Jahr 2008 durchgeführten Befragung, der Alterungsprozess durch massive und sozial selektive Abwanderungsvorgänge weit fortgeschritten ist und bereits jetzt jeder dritte Bewohner über 64 Jahre alt ist.

Georg W. Oesterdiekhoff und Hermann Strasser: Die Traumzeit der Menschheit : Warum Menschen an Gott glauben oder geglaubt haben

Nur drei Prozent der Mitglieder der Royal Society of London bezeichnen sich noch als religiös, aber fast 80 Prozent unter ihnen lehnen Religion vollständig ab. Nicht nur dieser Hinweis zeigt auf, dass Religion aus dem Bewusstsein der Menschen verschwindet, wenn diese durch ein hohes geistiges Niveau gekennzeichnet sind. Im Umkehrschluss ist eine Gleichsetzung von Religion und einfacher psychisch-geistiger Entwicklungsstufe nahe liegend. Religion und Religiosität sind daher fester und vermutlich unauslöschlicher Bestandteil von einfacheren psychisch-geistigen Entwicklungsstufen. So liefert die Entwicklungspsychologie den Schlüssel zum Verständnis vom Wesen der Religion. Wie im vorliegenden Beitrag nachgewiesen wird, liefert sie den Schlüssel zum Verständnis der „archaischen Vollreligiosität“ als auch des modernen Entzauberungs- und Säkularisierungsprozesses und damit der Ausbreitung von Agnostizismus und Atheismus. 

 Joachim Grube: Dörfliche Kulturaktivitäten und Dorftourismus

Die heutige Dorfkultur hat sich in Ländern wie Deutschland von ihren historischen Vorläufern gelöst, die von der religiösen Bindung und der früheren landwirtschaftlichen Arbeit geprägt waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg förderten zunächst politische Konzepte die Sicherung der verbliebenen Agrarbevölkerung und die Integration der zugezogenen neuen Dorfbewohner durch Dorfgemeinschaftshäuser und den Abbau zivilisatorischer Defizite. Seit den 1970er Jahren erfolgt nun immer stärker eine Anpassung an die entstehende „Event- und Erlebnisgesellschaft“. Dabei wird in einem weitgehend mediengesteuerten Freizeit- und Kultur-Veranstaltungsprogramm der landschaftsgeprägte dörfliche Lebensraum auch als touristische Nische entdeckt und vermarktet.

 Gerd Vonderach : Land-Pioniere. Kulturelle Initiativen braucht das Land

Die demographische und wirtschaftliche Entwicklung bewirkt für viele ländliche Regionen eine Peripherisierung hin zu dauerhaften Problemregionen. Daher sollte sich die Aufmerksamkeit den wirtschaftlichen und kulturellen „Land-Pionieren“ zuwenden, von deren Initiative, Tatkraft und Kreativität der Marginalisierung entgegen wirkende Impulse ausgehen. Kulturelle Projekte auf dem Lande werden sowohl vom beruflichen wie vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Akteure getragen. Sie fördern die Lebensqualität und touristische Attraktivität ländlicher Siedlungen und Regionen. In dem Beitrag werden drei erfolgreiche Pionierprojekte vorgestellt, und zwar exemplarisch für ländliche Museen, für die Erwachsenenbildung und für die Naturschutzbildung.

Felix Volmer: Erhalt der Bildungsreserve in ländlichen Gemeinden

Im Jahr 1960 besuchten noch 75 bis 80 Prozent der Schüler die Oberstufe der Volksschule. Im Jahr 2008 gingen in Nordrhein-Westfalen nach der Grundschulzeit nur noch etwa 15 Prozent des Schülerjahrgangs in eine Hauptschule. Der Trend ist weiter negativ. Dieses trifft die ländlichen Regionen wegen der niedrigen Schülerzahlen in den kleinen Städten und Gemeinden des Landes am stärksten. Immer mehr Kommunen haben nicht mehr genügend Anmeldungen für ihre weiterführenden Schulen, so dass sie sich in der akuten Gefahr von Schulschließung befinden. In Nordrhein-Westfalen gibt es 54 Kommunen, in denen eine Hauptschule die einzige weiterführende Schule ist. Der Bestand von mehr als der Hälfte dieser Schulen ist gefährdet. In 51 Städten und Gemeinden gibt es nur noch zwei weiterführende Schulen, eine Hauptschule und eine Realschule. Auch hier sind ein großer Teil der Hauptschulen und ein erheblicher Teil der Realschulen von Schließung bedroht. Lösungsmöglichkeiten sind vorhanden, Lösungen werden aber zurzeit blockiert.