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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. H. 2-2014

Zusammenfassungen

Karl Friedrich Bohler : Die Institutionalisierung der modernen Staatsgewalt und die Gemeinde

Die Durchsetzung des monarchischen und des modernen Nationalstaats vollzog sich in Europa auf Kosten alter feudaler Institutionen und Mächte. Dazu gehörten nicht nur die Aristokratie, kirchliche und kleine Territorien, die in diesem Kontext immer hervorgehoben werden, sondern auch die Gemeinde mit ihren Selbstverwaltungsbefugnissen im Rahmen eines eigenen Rechtskreises. Die Verstaatlichung der Gesellschaft ging in Deutschland, wie in fast allen Ländern Westeuropas, mit einer Deautonomisierung der Gemeinde einher. So wurde aus einer Selbstverwaltung der Gemeinde eine Auftragsverwaltung für den Gesamtstaat.

Andrzej Kaleta : Forschungsgebiete der polnischen Landsoziologie in der Zeit des Systemwandels seit 1989

Eine Analyse der wichtigsten Publikationen in den Jahren 1989 bis 2013 ergibt, dass die polnische Landsoziologie in dieser Zeit folgende Probleme besonders intensiv erforschte: Wandlungen in der Landwirtschaft und Umgestaltungen innerhalb der gesellschaftlich-beruflichen Gruppe der Landwirte; Lebensbedingungen der Landbewohner; Wandel in den ländlichen Ortsgemeinwesen. Von besonderer Bedeutung war die Forschung zu dem letztgenannten Problem, einschließlich der Umwandlung des institutionellen Systems und des Sozialkapitals in Verbindung mit grundlegenden Fragen zur Entwicklung der ländlichen Zivilgesellschaft.

Anton Sterbling : Modernisierungsschwierigkeiten im südöstlichen Europa und insbesondere in Rumänien

Vor dem Hintergrund langfristiger Modernisierungsschwierigkeiten in Südosteuropa werden in dem Beitrag vor allem aktuelle Entwicklungsprobleme und Krisenerscheinungen in Rumänien dargestellt und analysiert. Als solche werden Minderheitenprobleme und interethnische Spannungen, Migrationsvorgänge und ihre Rückwirkungen, regionale Disparitäten der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen, Demokratisierungsschwierigkeiten und Probleme des Institutionenwandels sowie massive Phänomene der Korruption behandelt. Einen weiteren Gesichtspunkt der Betrachtungen bilden damit zusammenhängende kollektive Identitätsfragen.

Kunihiro Kamiya : Gesellschaft und Natur – Zum Verständnis der Hausgemeinschaft in der japanischen Gesellschaft

In Japan vollzieht sich seit mehreren Jahrzehnten ein Wandel der ländlichen Lebensweisen, die ihren Ursprung in den Jahrtausende alten familiären und dörflichen Strukturen des Reisanbaus haben, die in Anpassung an die spezifischen Naturgegebenheiten entstanden und vom traditionellen Konfuzianismus kulturell stabilisiert wurden. Starke Regenfälle im Sommer und ein mildes Klima ermöglichten den Reisanbau als vorherrschende Landbewirtschaftung. Diese kollektiv und eher gartenähnlich arbeitsaufwendig betriebene Tätigkeit wurde in patriarchalischen bäuerlichen Hausgemeinschaften geleistet, und auch in der dorfgemeinschaftlichen Wasserverwaltung wirkten ähnliche soziale Prinzipien. Im Unterschied zu China und Korea wurden in die japanischen Hausgemeinschaften auch Nichtfamilienmitglieder integriert, was als landestypischer Modernisierungsvorteil bei der Übertragung des Hausgemeinschaftsprinzips auf andere Produktionsbereiche gelten kann. Generell begründeten offensichtlich die Hausgemeinschaften den Kollektivismus als historische Eigenart der japanischen Gesellschaft.