Zusammenfassungen Karl Friedrich Bohler : Die ländliche Gemeinde von 1300 bis 1800 im Zusammenspiel sozialräumlicher, politisch-historischer und wirtschaftlicher Faktoren Das Konzept des Kommunalismus stellt die grundsätzliche Bedeutung der Gemeinde in der europäischen Feudalgesellschaft heraus. Zu ihren wichtigen Strukturprinzipien gehörten die Dorfordnungen. Die Gemeindeverfassung unterschied sich zwischen dem nieder- und oberdeutschen Raum sowie zwischen Nordost- und Nordwestdeutschland bzw. zwischen dem System der Grundherrschaft und dem der Gutsherrschaft. Der Einfluss des zentralistischen Absolutismus lässt sich an der französischen Entwicklung nachzeichnen, obwohl es an ihrem Rand auch regionale Sonderfälle, wie das Bearn, mit dauerhaft größerer lokaler Autonomie gab. Ulrich Harteisen : Geschichte der Heimat- und Naturschutzbewegung in der Senne Bis in die Neuzeit hinein galt die Senne als Ödnis und Armutsregion. Erst als in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Landschaftsmaler die Sennelandschaft entdeckten, änderte sich diese Wahrnehmung. Aus öde wird schön. Während die frühe Heimat- und Naturschutzbewegung der Senne noch ganz von ästhetischen Motiven geleitet war, setzten sich ab den 1960er Jahren wissenschaftliche Betrachtungsweisen und Arbeitsmethoden im Naturschutz durch. In den 1980er und 1990er Jahren konnten durch die Ausweisung von Naturschutzgebieten wertvolle Landschaftsbestandteile der Senne gesichert werden. Mit Blick auf den Truppenübungsplatz Senne wird seit mehr als 20 Jahren eine kontroverse Diskussion um die Errichtung eines Nationalparks Senne geführt, die bis heute die Heimat- und Naturschutzbewegung spaltet. Joanna Alicja Kaleta: Die Motivation von Landwirten zum ökologischen Richtungswechsel – deutsche und polnische Betriebe aus vergleichender Perspektive Der Beitrag behandelt die Ergebnisse einer Studie über landwirtschaftliche Betriebe, die in den 1980er und 1990er Jahren auf die ökologische Landwirtschaft umgestellt haben. Dazu wurden Landwirte in Polen und Deutschland zu ihren Beweggründen für die Umstellung, aber auch zur Situation ihrer Betriebe vor und nach dem Richtungswechsel, sowie zu ihrer eigenen Beurteilung der Entscheidung befragt. Ziel der Studie war es, die Mechanismen und spezifischen Verlaufsmuster einer solchen Umstellung aufzudecken, die - wie man zunächst annehmen könnte - für zwei Länder mit so unterschiedlicher Agrarstruktur und einem gänzlich anders entwickeltem Umweltbewusstsein in ihrer Bevölkerung nicht unterschiedlicher sein könnten. Trotz dieser ungleichen Ausgangslage weisen die Ergebnisse der Studie jedoch auf viele Ähnlichkeiten zwischen den polnischen und deutschen Bio-Landwirten hin. Anton Sterbling: Multiple Moderne, historische Modernisierungstheorien und ihre Anwendung auf das südöstliche Europa In dem Beitrag wird gezeigt, dass sich die in der Denktradition Max Webers stehende historische Modernisierungsforschung nicht zuletzt aus der kritischen Auseinandersetzung mit den in den 1950er und 1960er Jahren dominierenden modernisierungstheoretischen Ausgangspunkten und Denkfiguren im Sinne eines T. Parsons entwickelt hat. Daher treffen auf die historischen Modernisierungstheorien auch eine Reihe von kritischen Einwänden nicht zu, wie diese gegen die systemtheoretisch-evolutionistisch ausgerichteten Modernisierungstheorien zu Recht erhoben werden. Die historischen Modernisierungstheorien sind nicht nur – etwa wenn man sich auf S.N. Eisenstadt bezieht – mit dem Konzept der multiplen Moderne kompatibel, sondern eignen sich auch vorzüglich zur Erklärung der spezifischen Modernisierungsverläufe südosteuropäischer Gesellschaften. |