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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. H. 3-2016

Zusammenfassungen

Karl-Friedrich Bohler : Regionales Sozialkapital und disparate Entwicklungspfade. Zwei Kreisgebiete im Vergleich

Mit Hilfe der Konzepte des Sozialkapitals und des Entwicklungspfads, welche die sozialräumliche und zeitliche Dimension der sozialen Strukturbildung auch auf regionalgesellschaftlicher Ebene zur Geltung bringen, werden zwei Kreisgebiete in Deutschland verglichen: der Landkreis Heidenheim und die Insel Rügen. Heidenheim in Baden-Württemberg repräsentiert ein südwestdeutsches Gewerbegebiet, Rügen einen ehemaligen ausgeprägten Güterdistrikt in Mecklenburg-Vorpommern. Gewerbelandschaften und Güterprovinzen stellen zwei Regionaltypen dar, die in Deutschland jahrhundertelang maximal kontrastierten. Die Entwicklung der Kreisgebiete wird in wesentlichen Bereichen längerfristig nachgezeichnet. Sie führte im Fall Heidenheims zu einer konsequenten Industrialisierung, auf Rügen zu einer frühen Entwicklung des Tourismusgewerbes neben der großbetrieblichen Landwirtschaft. Beide Kreise bewältigen die aktuellen Entwicklungskrisen mit den Möglichkeiten ihres pfadabhängig konstituierten Sozialkapitals.

Ulrich Harteisen: Dörfer gemeinsam zukunftsfähig gestalten: Das Konzept der Dorfmoderation

Der Begriff ‚Dorfmoderation‘ ist nicht selbsterklärend, wird aber zunehmend selbstverständlich in Beiträgen zur Dorfentwicklung verwandt. Grund genug, Entwicklung, Hintergründe und Zielsetzung des Qualifizierungsangebots ‚Dorfmoderation‘ zu erläutern. Wichtige Erfahrungen zur Entwicklung der Qualifikationsmaßnahme ‚Dorfmoderation‘ konnten in Modellprojekten zur Dorfentwicklung und in einem mehrjährigen Wissenschaft-Praxis-Dialog im Landkreis Göttingen gewonnen werden. Der Autor dieses Beitrags war in unterschiedlicher Funktion, so als Projektleiter eines Modellprojekts zur Dorfentwicklung, als Vorstandsmitglied der Lokalen Aktionsgruppe Göttinger Land sowie als Mitglied des Demographiebeirats des Landkreises Göttingen in den Prozess zur Entwicklung des Qualifizierungsangebots ‚Dorfmoderation‘ eingebunden und beschreibt den Prozess, diskutiert die Ergebnisse und wirft einen Blick auf einen nächsten Entwicklungsschritt. 

Swantje Eigner-Thiel: Was schätzen Menschen am Dorfleben?
Lebensqualität aus Sicht von niedersächsischen Dorfbewohnern

In diesem Artikel wird eine empirische Studie zur Lebensqualität in Dörfern vorgestellt. Dazu wurden 44 Bewohner aus vier niedersächsischen Dörfern von 16 bis 83 Jahren interviewt, um eine Einschätzung über ihre Lebensqualität zu erhalten. Als Methode wurde das problemzentrierte Interview verwendet. Im Theorieteil werden zunächst Befunde zum Thema Lebensqualität in Dörfern dargestellt. Ausgewählte eigene Ergebnisse betreffen „Motive für das Dorfleben“, „Lebensgefühl und Wohlbefinden im Dorf“, „Wahrnehmung des demografischen Wandels“ sowie „Engagement und Selbstwirksamkeit“. Im Fazit wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen dem Engagement für die Dorfentwicklung und einem positiven Lebensgefühl im Dorf, das mit einer erhöhten Selbstwirksamkeitsüberzeugung einhergehen kann.

Peter Bussler : 200 Jahre Seebad Cuxhaven 1816-2016

Im Jahr 2016 jährte sich am 24. Juni zum 200. Mal die Gründung des heutigen Nordseeheilbades Cuxhaven. Der Beitrag schildert die vielfältige und abwechslungsreiche Geschichte des Seebades Cuxhaven von der Eröffnung des ersten Badehauses an der Alten Liebe bis zum heutigen erfolgreichen Familienbad Cuxhaven mit jährlich rund 3,5 Millionen Übernachtungen (Stand 2015). Als herausragender geistige Wegbereiter gelten der Göttinger Hofrat und Professor Georg Christoph Lichtenberg sowie dessen Vertrauter Reinhard Woltman, deren Ideen kein Geringerer als der um die Wohlfahrt Cuxhavens so hochverdiente hamburgische Amtmann Amandus Augustus Abendroth mit Energie und Tatkraft zu Beginn des 19. Jahrhunderts umgesetzt hatte. Früh entwickelter Bürgersinn sowie das Zusammenwirken von tatkräftigen Frauen und Männern haben die Entwicklung vom abgelegenen Dorf zum größten deutschen Nordseebad trotz spürbarer Rückschläge ermöglicht, die das aufstrebende Seebad durch Brände, Sturmfluten und zwei Weltkriege immer wieder zu vernichten drohten.

Stefan Löwenhaupt und Marcus Sambale: Soziale Landwirtschaft in Bayern

„Grüne Sozialarbeit“, „Soziale Landwirtschaft“, „Social Farming“, „Care Farming“ und „Green Care“ – dies sind die Schlagworte, unter denen in Deutschland und Europa zunehmend die Verknüpfung von sozialen Dienstleistungen und landwirtschaftlichen Produktionsformen diskutiert und auch praktiziert wird. Die Verbindung von sozialen Angeboten mit Landwirtschaft, Natur und Tieren ist dabei nicht neu, sondern blickt vielmehr auf eine geschichtliche Entwicklung zurück.

Der vorliegende Beitrag skizziert zunächst die wichtigsten geschichtlichen Etappen der Sozialen Landwirtschaft in Deutschland, beschreibt dann deren Wertschöpfungspotenziale und wirft einen Blick auf die Entwicklungen im Nachbarland Österreich. Anschließend wird ausführlich die Soziale Landwirtschaft in Bayern anhand einer von den Autoren durchgeführten Studie vorgestellt.