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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. H. 3-2017

Zusammenfassungen

Peter Bussler: Ein Stück Nachkriegsgeschichte – Die Flüchtlingssiedlung Kiefernhorst bei Cuxhaven

Das ehemalige „Walddorf“ Kiefernhorst befand sich südlich von Cuxhaven auf einem späteren Bundeswehrgelände. Es diente nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor allem als Flüchtlingslager und gehörte administrativ zum damaligen Landkreis Hadeln; die seinerzeit eigenständige Gemeinde Franzenburg verwaltete das Lager. Mehreren ehemaligen Lehrern und Bewohnern dieses Flüchtlingslagers verdanken wir eine Reihe wesentlicher Erkenntnisse und Informationen, darunter auch einige über die Vorgeschichte des Lagers. Sie beginnt bereits, als das Deutsche Reich (der Reichsfiskus) vor dem Ersten Weltkrieg das zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich von Heide überwucherte Areal für die Kriegsmarine erwarb. Bis in die jüngste Zeit wurde das gesamte Gelände militärisch genutzt.

Jens Hoffmann: Die Babyboomer im Übergang – Auswirkungen und Handlungsoptionen auf kommunaler Ebene

Der Übergang der geburtenstarken Jahrgänge, der Babyboomer, in die Nacherwerbsphase wird die Kommunen spätestens ab 2020 vor neue Herausforderungen stellen. Diese Generation der Vielen mit anderen Einstellungen und Ansprüchen stellen eine neue Gestaltungsaufgabe dar - gerade wenn die sich damit verbindenden Chancen genutzt wer­den sollen. Erste Ansätze sind in den Kommunen bereits vorhanden, das Phänomen Babyboomer in seiner ganzen Breite ist in der Wahr­nehmung vor Ort jedoch noch nicht angekommen.

Jens Hepper: Zwischen Selbstakademisierung und berufsspezifischen Pragmatismus. Divergente Entwicklungen in den Forst- und Jagdberufen auf Basis des Wildkonfliktes

Der vorliegende Beitrag thematisiert die historische Entwicklung der Forst- und Jagdberufe vor dem Hintergrund der bildungsfachlichen Perspektiven. Das Fehlen einer eigenständigen jagdlichen Studienmöglichkeit kann als Hinweis eines seit der Holznot Mitte des 19. Jahrhunderts bestehenden Konfliktes innerhalb der zwei Hauptberufsgruppen des Berufsfeldes verstanden werden, den die Forst für sich entschieden hat. Das Fehlen dieser Studienstruktur bedingt eine gewisse Selbstakademisierung der jagdlichen Bildung zur Kompensation des wahrgenommenen Defizits.

Franz Kromka: Staatliche Entwicklungshilfe – ein illusionäres Unternehmen

An der Misere der Armutsländer ist nicht zuletzt die westliche Entwicklungshilfe, die staatliche und teilweise auch die private, in besonderer Weise mitschuldig. Der Hilfseinsatz bewirkt, dass die Anstrengungen derer, denen geholfen wird, nachlassen oder gar unterbleiben. Durch die Hilfe geht nämlich die Überzeugung, allein und das heißt mit eigener Kraft etwas erreichen zu können, allmählich verloren. Die kontraproduktiven Effekte einer Unterstützung, die weit über das hinausgeht, was die löbliche Katastrophenhilfe bezweckt, sind altbekannt. Ignoriert wurden sie aber – zuerst in den USA – von denjenigen, die bald nach dem Zweiten Weltkrieg den trügerischen Glauben verkündeten, die westlichen Staaten seien erstmals in der Menschheitsgeschichte in der Lage, die Entwicklung armer, unentwickelter Völkerschaften entscheidend beschleunigen zu können. Längst hat sich aber erwiesen, dass dies ein verhängnisvoller Irrglaube ist.

Andrzej Kaleta: Józef Chałasińskis große Studie „Junge Generation der Bauern“ (1938)

Das von Józef Chałasiński, dem Schüler von Znaniecki, verfasste vierbändige Werk „Junge Generation der Bauern“ ist eine direkte Anknüpfung an die methodologische Botschaft des berühmten Buches von W.I. Thomas und F. Znaniecki „The Polish Peasant in Europe and America“. Es gilt bis heute als eine der hervorragendsten Errungenschaften der polnischen Soziologie anerkannt. Die empirische Grundlage bilden „die Schilderungen aus dem Leben und der Arbeit, Beschreibungen der Überlegungen und der Bestrebungen, die von den Jugendlichen auf dem Lande selbst geliefert wurden“, die von 1544 Teilnehmern eines Wettbewerbs in den Jahren 1936/1937 eingesendet wurden. Einem analytischen Teil mit theoretischen und methodologischen Erörterungen zu den Haltungen und Werten der jungen Landbewohner folgt ein dokumentarischer Teil mit 49 vollständigen Autobiographien sowie zahlreichen Ausschnitten aus den Lebensbeschreibungen und Autobiographien.