Zusammenfassungen Peter Bussler: Aus der Frühzeit des Deichbaus an der Nordsee im nördlichen Elbe-Weser-Gebiet Generationen von Küstenbewohnern waren bestrebt, zunächst durch Wurten, Ringdeiche, Sommerdeiche und schließlich durch ein Band mächtiger Seedeiche das Land zu schützen, doch erst die großen Anstrengungen vornehmlich im 18. und 19. Jahrhundert waren so erfolgreich, dass der norddeutsche Küstenraum dauerhaft gesichert werden konnte. Die Deiche repräsentieren das Werk jahrhundertelanger Mühsal. Die ersten größeren Deichabschnitte im Gebiet Ritzebüttel / Cuxhaven sind keinesfalls vor dem 12. Jahrhundert entstanden. Leider hatte es kein Chronist für erforderlich gehalten, über die Anfänge des Deichbaus oder einzelner früher Phasen zu berichten. Seit rund 250 bis 300 Jahren wird ausführlicher über einzelne Aspekte und Themen der ereignisreichen Deichbaugeschichte dieses Raumes geschrieben. Landverlust und Landgewinn widerspiegeln seit Jahrhunderten den Kampf der Küstenbewohner mit den Naturgewalten. Die Geschichte des Nicolai-Armenhauses Das ehemalige Städtische Versorgungsheim in Cuxhaven hat sich aus dem Sankt Nicolai-Werk und dem Armenhaus entwickelt, während letzteres wiederum aus der ehemaligen 1484 gegründeten Sankt Nicolai-Brüderschaft hervorgegangen ist, die anfänglich ihren Sitz im Schloss Ritzebüttel hatte. Tatsächlich gibt es kaum Krankenhäuser, Schulen oder Waisenhäuser, die in so früher Zeit nicht dem Schoß der Kirche entsprungen wären. Die Mitglieder der Brüderschaft waren keine Mönche oder Geistliche, sondern gehörten der Burgbesatzung an. Der ursprüngliche Zweck, Seelenmessen für die verstorbenen Brüder lesen zu lassen, war seitens der Brüderschaft nur wenige Jahrzehnte praktiziert worden, denn bereits um 1525 gewannen die Ideen der Reformation auch im Amt Ritzebüttel die Oberhand, und die lutherische Lehre verwarf energisch den Glauben an das Fegefeuer. In der Geschichte der Stadt Cuxhaven hat es keine andere soziale Einrichtung gegeben (Schule, Behörde oder Stiftung), die ein derartig hohes Alter wie das ehemalige Nicolaiheim nachweisen könnte. Jens Hepper: Die Rolle der Honigbiene im Unterricht und in der Sozialisation von Lehrkräften im ländlichen Raum Der Beitrag thematisiert den Unterricht von Nutztierhaltung in der ländlichen Schulbildung ab dem 17. Jahrhundert und erarbeitet daraus Perspektiven für die heutige agrarische Bildung. Neben Huhn und Schaf hat die Honigbiene in der Unterrichtsgestaltung und Ausbildung der angehenden Lehrkräfte über Jahrhunderte hinweg eine hervorgehobene Stellung eingenommen. Ursächlich waren nicht monetäre Gründe für die Förderung der Haltung von Bienen durch ländliche Lehrkräfte, sondern die Möglichkeit, den Lehrkräften mit der Bienenhaltung einen gewissen „Stallgeruch“ in Form von Praxis und somit Nähe zur unterrichteten Bevölkerung zu vermitteln. Aus Perspektive der tierbezogenen Fachdidaktik kann die Honigbiene als eine wichtige Modellart angesehen werden, die Standards auch für die Haltung anderer Tierarten verdeutlichen kann. Zugleich ist ihre Haltung im schulischen Kontext wesentlich leichter umsetzbar, als dies für andere Arten gilt. Es wäre gegenwärtig sinnvoll, dieses Thema im unterrichtlichen Kontext zu implementieren, da so verschiedene aktuelle Problem- und Spannungsfelder der Agrarwirtschaft, insbesondere im Bereich Tierwohl, unterrichtlich behandelt und für den Verbraucher begreifbar gemacht werden können. Rike Stotten: Regionale Typen der Landschaftswahrnehmung. Bäuerliche Perspektiven in drei Gemeinden in der Zentralschweiz Insbesondere im Berggebiet ist die Landwirtschaft nach wie vor ein prägender Faktor für das Erscheinungsbild der Kulturlandschaft. Die Wahrnehmung von Landschaft durch die bäuerliche Gemeinschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der multifunktionalen Aufgabe der Landwirtschaft. Dieser Beitrag zeigt anhand einer Fallstudie in drei Fallregionen der Zentralschweiz, wie sich der Prozess des Landschaften-Lesen- Lernens während der verschiedenen Phasen der Landschaftssozialisation vollzieht und welche Typen der Landschaftswahrnehmung es gibt. Daten wurden mit Bauern mittels der reflexiven Photographie und Gruppendiskussionen erhoben und mit der dokumentarischen Methode ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die abgeleiteten Typen sich hinsichtlich der Stetigkeit der Landschaftskonstruktion sowie der Bestimmungsebene der Landschaftswahrnehmung unterscheiden. Gerd Vonderach: Engagement im kleinstädtischen Kulturleben Das kleinstädtische und ländliche Kulturangebot verdankt seine Vielfalt insbesondere dem außer- und nachberuflichen ehrenamtlichen und privaten Engagement. In diesem Beitrag werden zwei Aktive vorgestellt, die sich in besonderer Weise für das kleinstädtische Kulturleben engagieren. Beide konnten ihr Engagement im frühen Ruhestand als Bundeswehroffiziere der Luftwaffe bzw. des Marine-Fliegerbereichs entfalten. Einer von ihnen engagierte sich im Ruhestand für eine attraktive renovierte Windmühle in der kleinen niederrheinischen Stadt Kalkar, ließ sich dafür in den Niederlanden zum „Freiwilligen Windmüller“ ausbilden und wurde auch als Stadt- und Kirchenführer aktiv. Der andere engagierte sich bereits neben seinem Dienst in der Cuxhavener Kommunalpolitik und im Tierschutz. Auch organisierte er mehrere Kunstausstellungen und entwickelte sich zum Heimatforscher mit zahlreichen Veröffentlichungen; zuletzt übernahm er noch eine Dozententätigkeit in Hochschulen einer westsibirischen Stadt. Anton Sterbling: Aussiedlung, Integration und Leistungen der Banater Schwaben In dem Beitrag wird zunächst ein Überblick zu dem Aussiedlungsprozess der Banater Schwaben in die Bundesrepublik Deutschland vermittelt. Sodann werden wichtige Voraussetzungen und Teilaspekte ihrer als weitgehend gelungenen zu betrachtenden sozialen Eingliederung in der bundesdeutschen Gesellschaft aufgezeigt. Schließlich geht es exemplarisch um bestimmte, herausragende Leistungen von Banater Schwaben und um die Bedeutung solcher Leistungsanerkennungen für ihr Selbstverständnis und ihr kollektives Identitätsbewusstsein. |