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Land-Berichte. Sozialwissenschaftliches Journal. H. 2-2012

Zusammenfassungen

Felix Volmer : Unzureichende Planung und Steuerung des Schulwesens in einem Flächenland ? Nacheilende Schulentwicklung in Nordrhein-Westfalen    (S. 9-25)

Gelingt es dem staatlichen Schulwesen in Nordrhein-Westfalen, allen Schülern die Chance zu bieten, die Schulen zu besuchen, die ihren Neigungen und Leistungsfähigkeiten entsprechen? Dieser Frage geht der Autor nach und sucht die Antwort durch die Analyse der Strukturen des Schulsystems, der Gesetze und deren Umsetzung durch die Schulverwaltung und durch die Städte und Gemeinden. Er wertet amtliche Statistiken und eigene Erhebungen aus, zeichnet die Struktur des Schulwesens nach und identifiziert anhand der Schülerbewegungen typische Schullandschaften. Die Ergebnisse bestätigen die Ausgangsthese, dass keineswegs eine Chancengleichheit beim Schulzugang erreicht wurde und eine Benachteiligung von Schülern in kleinen Städten und Gemeinden in ländlichen Regionen immer noch besteht.   

Gerd Vonderach : Sozialstruktur, Schulversorgung und Bildungsverhalten. Eine bildungsgeographische Studie vor vierzig Jahren   (S.26-39)

Der Beitrag referiert eine empirische regionale Studie am Beispiel des ehemaligen niedersächsischen Verwaltungsbezirks Oldenburg. Auf der Grundlage der Daten der Volkszählung 1970 wurde die räumliche Struktur des Besuchs von Realschulen und Gymnasien in ihrem Zusammenhang mit der Sozialstruktur und Schulversorgung untersucht. Ermittelt wurden „Bildungsregionen“ mit sehr unterschiedlichen Anteilen dieses Schulbesuchs. Die Vermutung sozialstruktureller Bildungshemmnisse wurde in modifizierter Weise bestätigt, nicht aber der bildungsferne Negativtypus des katholischen Mädchens vom Lande. Als besonders gravierendes Bildungshemmnis erwies sich das Fehlen gut erreichbarer weiterführender Schulen.

Łukasz Fajfer  : Alle Wege führen nach Rom… manche via den Athos. Autoverkehr, Straßen und ihre Rolle in der wirtschaftlichen Modernisierung auf dem Heiligen Berg Athos  (S. 40-55)

In diesem Aufsatz wird der Prozess des Straßenbaus auf dem Heiligen Berg Athos in Griechenland unter Beachtung von drei Hauptpunkten analysiert. Zum einen wird die Aufmerksamkeit auf die Gründe für den Ausbau der Straßen gerichtet. Zum anderen werden in dem Aufsatz auch die diesbezüglichen Meinungen der auf dem Athos lebenden Mönche besprochen. Letztendlich gilt das Interesse des Beitrags auch den Auswirkungen der Straßen auf die wirtschaftliche Lage der Klöster. Die Materialien für diesen Beitrag wurden während der Feldforschungen im Jahr 2010 gesammelt.

Tilman Grottian : „Die Wiese ist die Mutter des Ackerbaus“. Wiesenbau und Wiesenbewässerung in der Lüneburger Heide von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert
(S. 56-64)

Seit der römischen Antike ist die ertragssteigernde Wirkung der Wiesenbewässerung bekannt. Besonders auf nährstoffarmen Böden setzte man diese Technik ein, um eine ausreichende Mistproduktion sicherzustellen. Auch in der Lüneburger Heide waren Bewässerungswiesen seit dem Mittelalter bekannt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in Suderburg der „Rückenbau“ als neue Bewässerungsmethode eingeführt, mit dem sich beeindruckende Heuerträge erzielen ließen. „Wiesenbauer“ aus dieser Region wurden zu gefragten Experten, die bis Osteuropa nachgefragt waren. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde diese Bewirtschaftungsform aufgegeben. Relikte sind heute nur noch vereinzelt vorhanden. Ihre Erhaltung stellt eine besondere denkmalpflegerische Aufgabe dar.

 Joachim Grube, Christine Heidemeier, Nikolai Müller : Einzigartiges Kulturerbe – Die Scheunenviertel in der Aller-Weser-Hunte-Region   (S. 65-85)

Eine vertiefende Beschäftigung mit den ländlichen Verhältnissen der Aller-Weser-Hunte-Region im 17. bis 19. Jahrhundert sollte den Blick auch auf die Existenz und besondere Bedeutung der Scheunenviertel richten. Neben dem Einblick in zivilisatorische und gesellschaftspolitische Verhältnisse vermitteln uns die Gebäudeensembles ein klares Bild ihrer überlieferten baulichen Gegebenheiten sowie der verwendeten Materialien. Die Scheunenviertel sind in eine Reihe deutschlandweit einzigartiger Gebäudeformationen einzuordnen, die bisher mehr oder weniger Beachtung gefunden haben. Für die Zukunft sind breit angelegte Konzepte zur baulichen Erhaltung zu entwickeln, wobei auch ein Beitrag zur Vermittlung der historischen Werte und Ortsstrukturen für Eigentümer und Besucher geleistet werden muss.